Problematische Produktivität | Problematic Productivity
Problematische Produktivität
Ich rede häufig davon, wie du produktiver, effizienter etc. werde kannst. Ich rede häufig davon, Zeit und Kraft zu sparen, um sie für etwas anderes zu nutzen. Ich sehe häufig Blogposts und Werbung, die versprechen deine Produktivität anzukurbeln (und sie sind oft sehr gut!). Was ich allerdings glaube, das in Vergessenheit gerät, ist, dass wir nicht produktiv sein sollten, einfach nur um produktiv zu sein, um mehr zu schaffen, um ein „nützlicherer“ Mensch zu sein. Mein Ansatz geht darüber hinaus. Ich möchte dich mit Werkzeug ausrüsten, damit du produktiver darin bist, das zu erledigen, was erledigt werden muss, um danach Zeit für dich selbst zu haben. Zeit, in der du dich nicht optimieren musst, in der du nichts für andere machst musst oder aussehen musst, wie ein akzeptabler Mensch. Nichts von alledem. Mein Ansatz besteht darin, diese Zeit für dich ganz alleine zu beanspruchen. Nutze sie für deine Seele. Denn es ist tatsächlich so; wir brauchen Zeit zum Faulenzen. Wir brauchen wortwörtliche FREIzeit. Wir müssen unsere Gedanken auch mal einfach frei sein lassen. Wir müssen mal pausieren (nein, schlafen reicht nicht aus). Wir sind so stark darauf ausgerichtet immer produktiver zu sein, immer mehr in unsere Tage zu stopfen, Dinge mal eben von unterwegs zu erledigen, denn wir haben ja ständig das Internet in der Tasche. Wir werden ängstlich und gereizt, wenn das Internet mal nicht funktioniert, weil wir dann diese eine superwichtige Email nicht checken können, die wir sofort beantworten müssen. Wir müssen mehr und schneller lernen. Wir müssen alles wissen und können. Natürlich in Perfektion. Wir sind immer gehetzt, immer auf dem Weg zum Nächsten. Wir haben FOMO (fear or missing out = Angst etwas zu verpassen); sind gleichzeitig überall und nirgends. Wir sind ein Teil von allem und letztlich Teil von nichts und verpassen uns dabei selbst. Wir verpassen es Menschen zu sein, wenn wir versuchen hochproduktive Roboter zu werden. 24 Stunden am Tag arbeiten; niemals krank sein; keinen schlechten Tag haben und leicht zu ersetzen, wenn mal etwas kaputt ist. Nur beim Schreiben dessen fühle ich mich eingesperrt und ängstlich.
Nochmals, ich möchte dir durch die Tips deine Produktivität zu erhöhen, die Möglichkeit geben, Zeit für dich selbst zu schaffen. Sei deine Nr. 1. Priorität. Immer. Nimm dir die Zeit, die du sparst, indem du Etwas hocheffizient erledigst, für dich selbst. Geh’ spazieren und versuch’ so viele Tiere zu finden, wie möglich; fahr’ Fahrrad; lausche den Blättern im Wind, lausche dem Wasser im Bach; triff dich mit einer Freundin; geh’ ‚ne Runde laufen aber renne dabei, wie ein Kind; trink’ deinen Tee langsam und genieße ihn; lies ein Buch; lieg’ in der Sonne; bau’ einen Schneemann; meditiere. Eine Bekannte von mir spielt Ukulele und singt dazu (wunderschön!). Sie stellt dann kleine Videos davon online. Sie scheint das wirklich zu genießen. Es scheint, ihr Seelenfutter zu sein (und meins auch etwas) und ich finde es wunderbar, dass sie dazu in der Lage ist! Und genau darum geht’s. Mach’, was dir wirklich Spaß macht; was auch immer es ist. Es darf ruhig einen externen Zweck haben, außer dein Seelenfutter zu sein, aber solche Zwecke sind nur sekundär.
Als ein weiterführender Schritt (wenn du bereits und gewillt bist, ihn zu gehen), versuch’ mal innerhalb eines bestimmten Zeitfensters nichts zu tun. Fang’ mit 5 Minuten an. Und ich meine echt nichts. Wann hast du zum letzten Mal wirklich nichts gedacht und gemacht? Keine seichte Unterhaltung ohne viel zu denken, sondern tatsächlich nichts. Um ehrlich zu sein, weiß ich es bei mir auch nicht. Und ich glaube, viele Menschen können dieses Nichts kaum ertragen ohne Drang irgend etwas zu tun oder u machen. Es scheint hart zu sein diesem Nichts und der „Unproduktivität“ zu begegnen (obwohl das auf Lange Sicht sehr produktiv sein kann). Nichts zu denken oder zu tun scheint in der heutigen Zeit etwas Ungeheuerliches zu sein. Ich fordere dich hiermit heraus, Zeit, die du durch hohe Produktivität gewonnen hast, für etwas, das du uneingeschränkt genießt oder mit absolut gar nichts zu verbringen. Probier’s mal. Sei ein Rebell. Für dich selbst.
Problematic Productivity
I often talk about how you can be more productive, efficient, etc. I often talk about ways to save time and energy that you can then use for something else. I often see blogposts and adds promising ways to boost your productitivy (and they are usually pretty good!). However, what I feel falls behind is that we shouldn’t be more productive just to be more productive, to get more done, to be a more „useful“ human being. My approach goes further than that. I want to provide you with tools that make you more productive to get the stuff done you really need to get done in order to have time for yourself afterwards. Time that you do not need to use to improve yourself, that you do not need to do something for others or that you do not need to look like an acceptable human being. None of that. My approach is to take that time and use it solely for yourself. Use it for your soul. Truth is, we need idleness. We need literal FREE time. We need to let our minds be. We need to take breaks (no, sleep is not enough). We are so primed to be more and more productive, to cram more into our days, to get stuff done on the go since we all have the internet with us all the time. We get anxious and annoyed when the internet doesn’t work and we cannot check that super important email we need to answer right now. We need to learn more and faster. We need to know everything and be able to do everything. Perfectly, that is. We are always rushed, onto the next thing. We have FOMO (fear of missing out) and are anywhere and nowhere all at once. We are part of everything and end up being part of nothing and actually missing out on ourselves. We are missing out on being humans when we try to be as productive as robots. Working 24/7, never sick, never a bad day and easily replaceable when broken. Just writing this I feel constrained and anxious. Again, by helping you with tips to boost your productivity I want to enable you to create time for yourself. Be your no.1 priority, always. Take the time you save by getting stuff done efficiently to do something just for yourself; no rushing, no guilt. Do something just for yourself. Take a walk and try to spot as many animals as possible, ride your bike, listen to the wind in the leaves, listen to the water in the stream, meet a friend, go for a run and run like a child, drink your tea slowly and enjoy it, read a book, lay in the sun, build a snowman, meditate. A friend of mine plays the ukulele and sings along (beautifully!). And she puts videos of that online. She really seems to enjoy herself. It really seems to feed her soul (and mine, too) and I love that she is able to do this! And this is what it’s all about. Do whatever it is you enjoy. It may have other purposes besides feeding your soul but they are only secondary.
In a further step (if you are ready and willing to), try to do nothing for a set time frame. Just start with five minutes. And I really mean nothing. When was the last time you truly thought and did nothing? Not mellow entertainment without doing or thinking much but actually nothing. To be honest, I cannot remember for myself. And I feel like many people cannot even take this nothingness without an urge to think or do. It seems to be so hard to face nothingness and „unproductivity“ (though it can be rather productive on the long run). Not thinking or doing anything in our current times seems outrageous. I challenge you to take the time you saved by being highly productive to do something that you unrestrictedly enjoy without rush or guilt or to do absolutely nothing. Try it out. Be a rebel. For yourself.